Senior­Innen

Lebenslanges LErnen

Die Bewahrung der Gedächtnisleistung kann die Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter maßgeblich verbessern. Dabei ist entscheidend, dass sich die Gedächtnisleistung trainieren lässt und ein “gutes Gedächtnis” nicht angeboren ist [13, 17, 14, 16, 18].

Durch Training mit Gedächtnistechniken lässt sich die Merkfähigkeit um mehr als den Faktor 10 steigern [15]! Beispielsweise merken sich GedächtnisathlethInnen auf den World Memory Championships mehr als 150 Namen und Gesichter in nur 15 Minuten – und das ohne angeborene Veranlagung, sondern durch Training mit Gedächtnistechniken. 

Mithilfe dieser Techniken werden neue Informationen wie zum Beispiel unbekannte Namen und Gesichter mit Erinnerungen verknüpft. Die weitverbreitetste dieser Techniken ist die Loci-Methode, auch genannt Gedächtnispalast, bei der eine Route durch eine bekannte Umgebung als Erinnerungsgerüst dient. Umfangreiche Studien und Meta-Analysen haben gezeigt, dass die Loci-Methode für ältere Menschen kaum geeignet ist. Während jüngere Menschen ihre Gedächtnisleistung mit der Loci-Methode um ein Vielfaches steigern können, wenden ältere Menschen diese Technik nicht erfolgreich im Alltag an [1, 3, 19, 10].

Aus unserer Sicht gibt es zwei Gründe für die fehlende Anwendung der Loci-Methode bei SeniorInnen. Das räumlich-visuelle Gedächtnis, das bei der Loci-Methode zum Einsatz kommt, hängt von einer Gehirnregion namens Hippocampus ab [5]. Der Hippocampus ist neben der räumlichen Navigation auch für verschiedene Gedächtnisprozesse zuständig. Leider ist er auch eine der ersten Gehirnregion, die von der Alzheimerkrankheit und anderen Formen von Demenz betroffen ist [2]. Dies macht es für Betroffene schwer, räumlich-visuelle Gedächtnistechniken anzuwenden. Hinzu kommt das weitverbreitete Vorurteil, dass alle ältere Menschen ein schlechtes Gedächtnis haben und häufig die Orientierung verlieren [9, 8]. Dies führt zu Zweifel an den eigenen Fähigkeiten und zu der verringerten Motivation auf Navigation basiere Gedächtnistechniken anzuwenden.

Wir haben im Gedächtnis-Labor der University of Alberta eine Gedächtnisstrategie entwickelt, die anstatt räumlich-visueller Information autobiografische Erinnerungen verwendet [20].

Nachdem wir die autobiografische Methode und eine weitere auf dem menschlichem Körper basierende Methode mit jungen Studienteilnehmenden validiert haben [20], haben wir festgestellt, dass die Verwendung von Geschichten aus dem eigenen Leben neue Wege für erfolgreiches Gedächtnistraining bei älteren Menschen eröffnen kann.

Ältere Menschen erinnern sich gut an Geschichten aus ihrem jüngeren Leben und erzählen diese häufig und gerne. Auch PatientInnen in Frühstadien der Alzheimer-Erkrankung haben ein relativ intaktes Gedächtnis für Geschichten aus der Zeit als sie jünger waren, was wohl daran liegt, dass für weit zurückliegende autobiografische Erinnerungen den Hippocampus nur gering beanspruchen [4]. Darin könnte der Schlüssel für die erfolgreiche Anwendung der autobiografischen Methode bei älteren Menschen liegen: Diese Gedächtnistechnik umgeht nicht nur die starke Beanspruchung des Hippocampus, sondern nutzt Geschichten aus dem eigenen Leben, an die sich ältere Menschen besonders gut und gerne erinnern.

MnemoLab greift diese Forschung auf und geht der Frage nach, wie diese neu entwickelten Gedächtnistechniken für ältere Menschen nutzbar gemacht und gezielt für die Demenz-Prävention eingesetzt werden können. Dazu stimmen wir unsere Gedächtnistrainingstechnologie auf die Bedürfnisse von SeniorInnen mit und ohne Gedächtnisschwierigkeiten ab und bauen eine wissenschaftliche Datenbank auf, welche die Durchführung von Langzeit-Gedächtnis-Trainingsstudien mit älteren Menschen ermöglicht. Somit verwirklichen wir angewandte Forschung und schaffen die empirische Grundlage für erfolgreiches altersgerechtes Gedächtnistraining.

Für Verweise zu den Quellen siehe: Bibliographie

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